Security Awareness Insights

#02: Security Awareness-Programm: Von einzelnen Schulungen zum ganzheitlichen Programm

🕒 4 Min. Lesezeit

Liebe Security Awareness-Interessierte,

die heutige Ausgabe widmet sich einem Thema, das für alle Unternehmen – insbesondere KMU – zunehmend an Bedeutung gewinnt: dem strukturierten Aufbau eines ganzheitlichen Security Awareness-Programms. Einzelne Schulungsmaßnahmen sind zwar ein guter Anfang, doch erst ein durchdachtes Gesamtkonzept schafft nachhaltige Sicherheit. Was dazu gehört und wie auch kleine Unternehmen mit begrenzten Ressourcen ein wirksames Programm implementieren können, erfahren Sie in dieser Ausgabe.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Werner Grohmann

Inhaltsverzeichnis

Security Awareness-Programm: Von einzelnen Schulungen zum ganzheitlichen Programm

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: 88% aller Datenschutzverletzungen und 95% der Verstöße gegen die Cybersicherheit basieren auf menschlichem Versagen. Gleichzeitig führen 58% der Unternehmen Mitarbeiterschulungen – wenn überhaupt – nur beim Onboarding neuer Mitarbeitender durch.

Doch warum reichen einzelne Schulungsmaßnahmen nicht aus? Die Antwort liegt in der menschlichen Lernkurve: Nach einer einmaligen Schulung steigt das Wissen kurzzeitig stark an, fällt jedoch ohne regelmäßige Auffrischung innerhalb weniger Monate auf ein kritisch niedriges Niveau zurück.

Ein wirksames Security Awareness-Programm besteht aus vier essenziellen Komponenten, die zusammen einen kontinuierlichen Lernprozess bilden:

1. Kickoff

Der Startpunkt jedes Security Awareness-Programms ist eine strukturierte Einführungsveranstaltung, bei der die Bedeutung von Datenschutz und Datensicherheit hervorgehoben und das geplante Programm vorgestellt wird. Dieser Kickoff schafft ein gemeinsames Verständnis und „Commitment“ im gesamten Unternehmen.

2. Monatlicher Info-Dienst

Eine regelmäßige Informationsquelle zu aktuellen Bedrohungen und Sicherheitsthemen hält das Bewusstsein kontinuierlich wach. Der monatliche Rhythmus sorgt dafür, dass Sicherheitsthemen präsent bleiben, ohne den Arbeitsalltag zu belasten.

3. Kurzschulungen zu allen wichtigen Datenschutz- und Datensicherheitsthemen

Kompakte, fokussierte Lernmodule zu Themen wie Phishing, sichere Passwörter, Social Engineering oder Datenschutz am Arbeitsplatz bilden das Herzstück des Programms. Diese Schulungen sind praxisnah gestaltet und auf die spezifischen Bedürfnisse von Mitarbeitern in verschiedenen Rollen zugeschnitten. Für die jeweiligen Sessions werden Schulungsskripte zur Verfügung gestellt, die von den Kolleginnen und Kollegen in Eigenregie bearbeitet werden können

4. Schulungstests

Kurze Wissensüberprüfungen nach jeder Schulung sichern den Lernerfolg und dokumentieren gleichzeitig die Teilnahme. Diese Tests haben nicht nur eine Nachweisfunktion, sondern vertiefen das Gelernte durch aktive Wiederholung.

Entscheidend für den Erfolg ist die Kontinuität: Statt eintöniger Schulungssitzungen setzen erfolgreiche Programme auf regelmäßige, kurze in wenigen Minuten absolvierbare Lerneinheiten, die durch praxisnahe Beispiele und Übungen ergänzt werden. So entsteht ein nachhaltiger Lerneffekt, der messbar zur Reduzierung von Sicherheitsvorfällen beiträgt.

Besonders für KMUs gilt: Ein strukturiertes Security Awareness-Programm muss weder kompliziert noch kostenintensiv sein. Mit den richtigen Werkzeugen und Materialien ist es auch mit begrenzten Ressourcen umsetzbar – und angesichts der potenziellen Schäden durch Sicherheitsvorfälle eine Investition, die sich mehrfach auszahlt. Unsere Security Awareness Toolbox bietet hierzu alle benötigten Inhalte, Vorlagen und Materialien, um ein solches Programm ohne großen Aufwand zu implementieren – von Schulungsmodulen über Informationsdienste bis hin zu Dokumentationsvorlagen.

Aktuelle Bedrohungslage: Die neue Welle der QR-Code-Angriffe

In den letzten Wochen beobachten wir eine signifikante Zunahme von QR-Code-basierten Phishing-Angriffen. Anders als klassische Phishing-E-Mails umgehen diese „Quishing“-Attacken viele herkömmliche Sicherheitsfilter. Die Angreifer platzieren QR-Codes in E-Mails, auf gefälschten Flyern oder sogar auf manipulierten Plakaten im öffentlichen Raum. Beim Scannen werden Nutzer auf täuschend echt aussehende Webseiten geleitet, die zur Eingabe sensibler Daten auffordern.

Besonders tückisch: Die Zieladressen hinter den QR-Codes sind für das bloße Auge nicht erkennbar, und viele Nutzer scannen Codes ohne Vorsichtsmaßnahmen. Erste Untersuchungen zeigen, dass diese Angriffe besonders erfolgreich sind – die Erfolgsquote liegt etwa 50% höher als bei herkömmlichen Phishing-E-Mails.

Praxistipp des Monats: Der 5-Minuten-Security-Check für Ihr Team

Wie steht es um das Sicherheitsbewusstsein in Ihrem Team?

Mit dem nachfolgenden 5-Minuten-Check können Sie schnell den Status quo ermitteln:

Fordern Sie Ihr Team zu einer kurzen, anonymen Selbsteinschätzung auf einer Skala von 1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft voll zu) auf:

  • „Ich könnte eine Phishing-Mail zuverlässig erkennen.“
  • „Ich kenne die wichtigsten Regeln für sichere Passwörter.“
  • „Ich weiß, wie ich bei einem vermuteten Sicherheitsvorfall reagieren sollte.“

Berechnen Sie den Durchschnitt für jede Frage. Werte unter 4 Punkten deuten auf Handlungsbedarf hin.

Besonders aufschlussreich: Vergleichen Sie die Selbsteinschätzung mit den Ergebnissen eines kleinen Praxistests, z.B. durch das Versenden einer simulierten (harmlosen) Phishing-Mail. Die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und tatsächlicher Performance zeigt den wahren Schulungsbedarf.

Dieser einfache Check dient als Einstieg in ein systematisches Security Awareness-Programm und schafft bei den Mitarbeitern Bewusstsein für die Thematik.

Tipp: Für eine umfassendere Analyse nutzen Sie unseren kostenfreien „Security Awareness Quick Check„. Dieser enthält zehn gezielte Fragen zu allen relevanten Security-Awareness-Bereichen und liefert eine detaillierte Auswertung mit konkreten Handlungsempfehlungen – ideal für eine fundierte Standortbestimmung Ihres Unternehmens.

Hacker

Bedrohungsradar: Aktuelle Sicherheitsvorfälle aus der Praxis

1. Patientendaten verschlüsselt, Klinik offline

Cyberkriminelle haben die IT der Tochtergesellschaft einer Spezialklinik in Hamburg lahmgelegt. Auch Patientendaten waren betroffen. Laut Medienberichten ist es den Tätern gelungen, Stamm- und Gesundheitsdaten von rund 12.000 Patienten zu verschlüsseln. Der Angriff soll bereits zum Jahreswechsel erfolgt sein. Folge: Patiententermine mussten abgesagt werden, da die Praxis komplett offline war. Sie musste sogar mehr als eine Woche schließen.

2. Hacker attackieren international tätiges Industrieunternehmen aus der Schweiz

Wie das Unternehmen selbst bekannt gab, wurden seine IT-Systeme Anfang März von Cyberkriminellen angegriffen. Das Unternehmen erklärte in einer offiziellen Mitteilung, dass zwar alle IT-Systeme gemäß Notfallkonzept kontrolliert heruntergefahren wurden, geht aber dennoch von Produktionsausfällen an diversen Standorten – das Unternehmen produziert in der Schweiz, in Deutschland, Ungarn, China, Malaysia, Mexiko und Brasilien – aus.

3. KRITIS lässt grüßen: Angriff auf kommunalen Energieversorger mit Folgen

Eine Stadt im Ruhrgebiet wurde ebenfalls Anfang März 2025 Opfer einer Cyberattacke. Auch Bürgerdienste waren betroffen. Ausgangspunkt war ein Cyberangriff auf die Stadtwerke. Im Zuge des Angriffs habe sich die Stadt dazu veranlasst gesehen, die IT-Verbindung zu den Stadtwerken zu kappen. Die Verbindung zum kommunalen IT-Dienstleister war ebenfalls unterbrochen.

Ich hoffe, dass Ihnen diese Ausgabe von Security Awareness Insights wertvolle Impulse für Ihr Unternehmen liefert. Für Fragen und Anregungen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.

Wenn Sie regelmäßig praxisnahe Tipps für mehr Bewusstsein zu Datenschutz und Datensicherheit im Unternehmen erhalten möchten, abonnieren Sie am besten gleich die Security Awareness Insights.

Mit sicheren Grüßen

Werner Grohmann